Fortbildungen hoch, Fluktuation runter: In Zeiten, in denen Mitarbeitende rar sind, ist die langfristige Bindung des bestehenden Teams umso wichtiger. Wer an seinen Job gebunden ist und für diesen brennt, bringt sich mehr ein und liefert bessere Ergebnisse. Aber welche Faktoren stärken die Mitarbeiterbindung? Eine häufig unterschätzte Maßnahme sind passende Fortbildungsangebote. In diesem Artikel erfahren Sie, warum.

Die Arbeitswelt wandelt sich

In den letzten Monaten hat sich die Arbeitswelt massiv verändert. Viele Arbeitnehmer arbeiten öfter denn je im Homeoffice. Selbst wenn sie im Büro sind, wollen sie nicht wie früher im Großraumbüro stumm neben ihren Kollegen sitzen und ihre Arbeit verrichten. Sie wollen sich austauschen, miteinander brainstormen, neue Ideen entwickeln. Still die eigenen To-dos abhaken können sie auch von zuhause aus.

Viele Arbeitgeber bauen daher gerade ihre Büros in regelrechte Erlebniszonen um. Lounges, Kaffeeküchen im Caféhaus-Stil, Kletterwände, Bastelzimmer – es gibt nichts, was es nicht gibt. Ziel ist es, den Mitarbeitenden eine abwechslungsreiche Arbeitsstätte zu bieten, die sie gern besuchen. Der attraktive Arbeitsplatz soll die Mitarbeiterbindung steigern, die gerade in Zeiten des „War for Talents“ essentiell ist.

Mitarbeiterbindung: Auch die inneren Werte zählen

Ein tolles Ambiente ist ein guter Start und trägt ganz gewiss zur Begeisterung der Arbeitnehmenden bei. Arbeitgeber sollten bei aller Renovierungslust aber nicht unterschätzen, dass es beim Thema Mitarbeiterbindung nicht allein um ein schickes Äußeres geht. Hier zählen im wahrsten Sinne des Wortes die inneren Werte. Sprich: Für eine hohe Mitarbeiterbindung ist eine gute Fortbildungskultur eine wichtige Voraussetzung.

Warum ist das so? Dafür gibt es eine gute Erklärung: Nie veraltete berufliches Wissen schneller als im Digitalzeitalter. Mitarbeitende müssen sich konstant neue Skills aneignen, um up-to-date zu bleiben. Die Studie „Die Zukunft der Qualifizierung in Unternehmen nach Corona“ des Stifterverbands gemeinsam mit McKinsey bezeichnet diese als Future Skills. Dazu gehören neben fachlichen Kompetenzen und Soft Skills auch technologische Fähigkeiten.

Zitat: Beim Thema Mitarbeiterbindung geht's um innere Werte: Eine gute Weiterbildungskultur ist dafür eine der wichtigsten Voraussetzungen.

Lebenslanges Lernen wird zum Muss

Die Studie skizziert dabei folgendes Bild: Während an der einen Stelle immer wieder Kompetenzen veralten und wegfallen, kommen permanent Neue hinzu, die gezielt entwickelt werden müssen. Das alles passiert in zunehmender Geschwindigkeit. Erhalten Arbeitnehmer nicht konsequent die richtigen Fortbildungsangebote, wird die Ausführung ihrer Arbeit für sie zunehmend schwerer.

Früher oder später verfügen sie nicht mehr über das angemessene Know-how, um ihre Aufgaben zu bewältigen.

Die Folge: Es passieren mehr Fehler und die Arbeit geht langsamer von der Hand. Entsprechend steigen Druck und Unzufriedenheit im Unternehmen – die Zufriedenheit der Mitarbeiter sinkt.

Dazu kommt, dass sich viele Mitarbeiter regelmäßige Fort- und Weiterbildungen vom Arbeitgeber wünschen. Denn wer sich durch die Möglichkeit der individuellen Weiterentwicklung in seinen Karrierechancen unterstützt sieht, ist deutlich zufriedener.

Fortbildungsangebot weitet sich aus

Laut der Stifterverband-Studie haben viele Unternehmen die Zeichen der Zeit bereits erkannt und ihr Weiterbildungskontingent erhöht.

So ist zum Beispiel der Anteil an Weiterbildungen im Bereich der digitalen Schlüsselqualifikationen seit März 2020 um 75 Prozent gestiegen. Die weniger gute Nachricht: Wirklich erfolgversprechende Lernformate sind nicht unter den Weiterbildungsangeboten zu finden. Diese müssen erst noch etabliert werden, wie die Studie konstatiert.

Das richtige Fortbildungsformat finden

Doch wie finden HR-Verantwortliche die richtigen Formate? Ganz einfach: Indem sie ihre Mitarbeiter nach deren Bedürfnissen fragen. Eine gute Gelegenheit hierfür sind jährlichen Mitarbeitergespräche. Gemeinsam mit dem Mitarbeiter lassen sich die passenden Fortbildungen aussuchen und Lernziele festlegen.

Neben klassischen Seminaren oder E-Learning kommen auch Formate infrage, die Wissen während der Arbeitszeit kompakt vermitteln. Die gelernten Inhalte können dann direkt im Job umgesetzt werden.

Wer fortbildet, profitiert doppelt

Regelmäßige Fortbildungen halten das Know-how Ihres Teams auf dem neuesten Stand und sorgen gleichzeitig für eine geringe Fluktuation. Gleichzeitig erhöht ein gutes Fortbildungsangebot die Attraktivität bei neuen Bewerbern deutlich. Gleich zwei gute Gründe, die eigene Bildungsphilosophie zu optimieren.

Sagen Sie Ihre Meinung

What do you think of this post?
  • Freudig (0)
  • Erstaunt (0)
  • Ärgerlich (0)
  • Amüsiert (0)

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Benjamin Kuttler

Über den Autor

Benjamin Kuttler

Benjamin Kuttler ist Personalleiter bei easySoft und stand bereits vielen Unternehmen als Berater im Bereich Recruiting und Personalentwicklung zur Seite. Als Co-Autor des Buchs „Das Geheimnis der Champions“ hat er untersucht, wie die weltweit erfolgreichsten Unternehmen die besten Mitarbeiter finden und binden.

Wer wir sind

1994 entstand easySoft aus der Idee, endlose Papierlisten für die Fortbildungs­planung von Pflegekräften zu digitalisieren. Bis heute kommen viele unserer Mitarbeiter aus dem Gesundheits­wesen und bringen ihre Perspektive bei unseren Lösungen für das Bildungs­management und die Personal­entwicklung ein.

Unsere Themenwelten

Das könnte Sie interessieren:

⏱ 4 Minuten

Generalistische Examensprüfung in der Pflege: Darauf müssen Pflegeschulen achten

Die ersten Abschlussprüfungen der generalistischen Pflegeausbildung stehen bald an. Doch nicht nur für die Auszubildenden wird es ernst, auch die Prüfer und Praxisanleiter müssen sich (…)

Gruppenbild von sechs Pflegefachkräften
⏱ 4 Minuten

Personalbemessung Pflege: Vollzeitäquivalent & Personalschlüssel berechnen (Excel-Rechner)

Spätestens mit dem Inkrafttreten der neuen Personalbemessung in der stationären Langzeitpflege werden sie für viele Pflegeheime wichtig: Die Vollzeitäquivalente. Dieser Wert gibt die tatsächliche Arbeitskapazität (…)

Beliebte Artikel

Pflegekraft stützt ältere Person mit Rollator
⏱ 3 Minuten

Personalbemessung Pflege 2023: Was genau kommt auf Pflegeheime zu?

Zum 1. Juli 2023 tritt sie in Kraft: die neue Vorgabe zur Personalbemessung in der Pflege – kurz PeBeM. Jede vollstationäre Pflegeeinrichtung muss dann den (…)

Gruppenbild von sechs Pflegefachkräften
⏱ 4 Minuten

Personalbemessung Pflege: Vollzeitäquivalent & Personalschlüssel berechnen (Excel-Rechner)

Spätestens mit dem Inkrafttreten der neuen Personalbemessung in der stationären Langzeitpflege werden sie für viele Pflegeheime wichtig: Die Vollzeitäquivalente. Dieser Wert gibt die tatsächliche Arbeitskapazität (…)

⏱ 4 Minuten

Generalistische Examensprüfung in der Pflege: Darauf müssen Pflegeschulen achten

Die ersten Abschlussprüfungen der generalistischen Pflegeausbildung stehen bald an. Doch nicht nur für die Auszubildenden wird es ernst, auch die Prüfer und Praxisanleiter müssen sich (…)

⏱ 4 Minuten

Pflegestudie 2022: Mit Babyboomern wartet Mammutaufgabe

Dass die zunehmende Alterung der deutschen Bevölkerung besonders für die Pflege eine immense Herausforderung darstellt, ist bekannt. Einen genauen Blick auf das Problem hat jüngst (…)

Zwei Mitarbeiter von easySoft bilden sich bei gemeinsamem Workshop weiter
⏱ 5 Minuten

Mitarbeiter motivieren: Weiterbildungen helfen

Früher reichten das Fachwissen einer Ausbildung für ein ganzes Berufsleben aus. Inzwischen entwickeln sich berufliche Inhalte in Rekordtempo weiter, sodass selbst akademisches Wissen oft schon (…)

Beiträge finden

Stichwörter

Ausbildung in der Pflege Bewerbungsprozess Digitalisierung Employer Branding Fachkräftemangel Fort-/Weiterbildung Führung Gesetzliche Vorgaben Gesundheitswesen IT-Sicherheit lebenslanges Lernen Mitarbeitergespräche Onboarding Pflegeberufegesetz Pflegeheime Stellenanzeigen Wissensmanagement Work-Life-Blend