Wohl jeder Pflegepädagoge und Praxisanleiter musste sich bereits mit diesem Thema beschäftigen: den Fehlzeiten seiner Auszubildenden. Entweder erreichen diese ein besorgniserregendes Level oder die Pflegenachwuchskräfte fragen regelmäßig nach dem aktuellen Stand.

Dennoch scheuen sich viele Pflegeschulen davor, die Fehlzeiten transparent an die eigenen Pflegeschüler zu kommunizieren. Zu groß ist die Sorge vor leeren Klassenzimmern, weil die Azubis jede Möglichkeit der Abwesenheit ausreizen.

Transparente, digitale Fehlzeiten-Auskunft am Vinzenzkrankenhaus Hannover

Keine Transparenz, keine Option – zumindest nicht für das Vinzenzkrankenhaus Hannover. „Transparenz bedeutet Wertschätzung, ganz besonders unseren Auszubildenden gegenüber“, stellt Steven Herbst klar, Pflegepädagoge der hauseigenen Pflegeschule. Und beides ist ihnen am Hannoveraner Klinikum wichtig.

Deshalb wagten sie einen mutigen Schritt: die Auszubildenden sehen ihre Fehlzeiten jederzeit online ein. Allen Befürchtungen zum Trotz eine gute Entscheidung. Denn seitdem die Auszubildenden den Stand ihrer Abwesenheiten genau kennen, fehlen sie sogar seltener. „Wenn die Auszubildenden aktiv mit eingebunden sind und sich auf Augenhöhe behandelt fühlen, arbeiten sie deutlich besser mit“, berichtet Herbst.

Das macht sich auch bei der Prüfungszulassung bemerkbar. Bislang scheiterte in jedem Jahrgang die Prüfungszulassung einiger Auszubildenden aufgrund zu hoher Fehlzeiten. Seit der Transparenzoffensive gab es diesen Fall nicht mehr. Dass die Auszubildenden zudem nicht mehr regelmäßig das Lehrerpult belagern und nach ihrem Fehlzeitenstand fragen, verkommt da fast zur Randnotiz.

Zitat: "In jedem Jahr gab es Kandidaten, die wegen ihrer Fehlzeiten nicht zur Prüfung zugelassen wurden. Jetzt nicht mehr.

Fehlzeiten in der Pflegeausbildung: Wie oft dürfen Auszubildende fehlen?

Aber wie oft dürfen Auszubildende in der Pflege denn überhaupt abwesend sein? Die Prüfungsverordnung sieht vor, dass die Fehlzeiten 10 % der gesamten theoretischen und praktischen Ausbildungszeit nicht überschreiten dürfen.

Zusätzlich dazu müssen die Auszubildenden mindestens 75 % jedes Pflichteinsatzes anwesend sein, damit dieser als absolviert gilt.  Die gesetzlichen Vorgaben im Detail finden Sie in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums.

Vertrauen zahlt sich aus

Auch die Auszubildenden kennen diese Vorgaben. Der Praxistest des Vinzenzkrankenhaus zeigt jedoch, dass sie dieses Wissen nicht ausnutzen – im Gegenteil. Für die Hannoveraner ist an dieser Stelle lange nicht Schluss. Auch in anderen Bereichen wollen sie ihren Pflegenachwuchskräften künftig mehr Einsicht bieten. Herbsts Rat an alle Pflegeschulen: „Vertrauen Sie Ihren Auszubildenden. Wir haben damit extrem gute Erfahrungen gemacht.“

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Jonathan Stadelmaier

Über den Autor

Jonathan Stadelmaier

Jonathan Stadelmaier schreibt für easySoft zu wissenswerten Neuigkeiten und Informationen aus dem Gesundheitswesen.

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1994 entstand easySoft aus der Idee, endlose Papierlisten für die Fortbildungs­planung von Pflegekräften zu digitalisieren. Bis heute kommen viele unserer Mitarbeiter aus dem Gesundheits­wesen und bringen ihre Perspektive bei unseren Lösungen für das Bildungs­management und die Personal­entwicklung ein.

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