In Zeiten des Fachkräftemangels wird es für Firmen immer schwieriger, sich von der Masse abzuheben und damit auch qualifizierte und gute Bewerber zu finden. Natürlich können durch einen guten Firmenruf, Entwicklungschancen für Mitarbeiter oder ein besonders hohes Gehaltsangebot gewisse Vorteile gegenüber anderen Arbeitgebern geschaffen werden. Aber leider erreicht man mit diesen Angeboten nicht immer die gewünschte Zielgruppe. Guerilla Recruiting ist eine Entwicklung, mit der Firmen versuchen qualifizierte Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen.

Ähnlich wie beim bereits weithin bekannten Guerilla Marketing ist auch hier der Kreativität nahezu keine Grenze gesetzt. Natürlich gibt es sehr erfolgreiche Aktionen mit interessanten Plakaten oder lustigen Videos, die sich dann vor allem durch soziale Netzwerke verbreiten. Manchmal gibt es jedoch auch besonders ausgefallene Aktionen, die weit darüber hinausgehen.

Mit Guerilla Recruiting Ungewöhnliche Wege gehen

Eine bekannte Werbeagentur beauftragte beispielsweise einen Pizzalieferservice, um Sie bei der Suche nach neuen Mitarbeitern für ihr Digitalteam zu unterstützen. Sie vereinbarten mit ihm bei jeder Pizzabestellung eines Konkurrenzunternehmens eine zusätzliche Pizza auf Ihre Kosten mitauszuliefern. Mit der Tomatensoße auf dieser Pizza wurde ein QR-Code abgebildet, der zur Karriereseite und der passenden Stellenanzeige der Werbeagentur führte. Begünstigt wurde diese Aktion durch die Tatsache, dass alle Kreativ- und Werbeagenturen aus der Umgebung beim selben Lieferservice bestellten. So konnte die Agentur passende Kandidaten, direkt ansprechen, auch wenn diese eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem neuen Job waren und die Ausschreibung eigentlich gar nicht gesehen hätten. Mit zwölf eingegangen Bewerbungen innerhalb der vier Wochen konnte die Agentur die Aktion als Erfolg ansehen.

Einzigartig sein

Eine andere interessante Idee hatte ein belgisches Unternehmen, das auf der Suche nach Webdesignern war. Sie luden Dateien bei einschlägigen File-Sharing-Seiten hoch und benannten diese nach bekannten Designprogrammen. Wenn nun ein Nutzer das Programm herunterlud und öffnete bekam er stattdessen eine Stellenanzeige angezeigt, die den Vermerk enthielt, dass alle für den Job notwendigen Designprogramme dort kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Mit Speck fängt man Mäuse (bzw. mit Kaffee Entwickler) schien auch das Motto eines E-Commerce Start-ups in San Francisco gewesen zu sein. Da Entwickler dort ein rares Gut sind, kam das Unternehmen auf die Idee, diese, statt sie über Stellenanzeigen zu suchen, direkt anzusprechen. Sie stellten Mitarbeiter an Pendlerbushaltestellen, an denen die Google- oder Facebookshuttles fuhren, und verteilten kostenlosen Kaffee und pochierte Eier an die Wartenden. Im Zuge der Aktion sprach man die Wartenden dann an, ob Sie nicht Interesse an einer spannenden Beschäftigung ohne Pendelnotwendigkeit hätten.

Den Kandidaten in seiner Comfortzone erreichen

Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Beispiele. Was jedoch alle Aktionen gemeinsam haben ist, dass Sie nicht nur geeignete Kandidaten gezielt und direkt ansprechen, sondern auch die potentiellen neuen Mitarbeiter in Ihrem natürlichen Lebensraum kontaktieren, – an der Uni, an Ihrem PC, in Ihrem Büro. So fühlen Sie sich wertgeschätzt und man erreicht auch Menschen, die eigentlich nicht auf der Suche sind. Zudem lassen sich solche Aktionen auch nutzen um das Markenbewusstsein und die Firmenreputation zu stärken. So berichtete der San Francisco Chronicle auf der Titelseite über die Aktion des amerikanischen Start-ups. Die Hamburger Werbeagentur stellte unter dem Titel „Pizza Digitale“ sogar ein Video der Pizzaaktion auf YouTube und erhielt über 30.000 Klicks

Beim Guerilla Recruiting Kreativität ist wichtiger als Investition

Alles in allem ist das Guerilla Recruiting also eine durchaus sinnvolle Methode, um geeignete Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen. Meist wird es als zusätzlicher Kanal zu Stellenportalen und andern Recruiting-Methoden angewandt. Da die meisten dieser Guerilla Recruiting Aktionen auch sehr kostengünstig ausfallen, ist dies kein Problem.

Allerdings erfordert die Konzeption und Umsetzung oftmals einen hohen Anteil anderer Ressourcen und ein großes Maß an Kreativität. Denn die Recruiting-Kampagnen kommen nur gut an, wenn Sie noch nicht bekannt oder anderweitig verwendet wurden. Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass für die Planung immer eine Agentur mit einbezogen werden muss – im Gegenteil, oftmals sind die intern entwickelten Ideen noch erfolgreicher. Sollten Sie also auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern sein und kreative Köpfe in Ihrem Unternehmen haben, ist Guerilla Recruiting sicher eine Methode über die Sie nachdenken sollten.

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Andreas Nau

Über den Autor

Andreas Nau

Andreas Nau ist einer der beiden Geschäftsführer und Mitbegründer der easySoft. GmbH. Als Vortragsredner inspiriert er Bildungsverantwortliche und berichtet in seinem Buch „WERTvoll in die Zukunft“ von seinen Erfahrungen als Unternehmer. Er ist fest davon überzeugt: Bildung ist der Schlüssel, der die Zukunft aufschließt.

Wer wir sind

1994 entstand easySoft aus der Idee, endlose Papierlisten für die Fortbildungs­planung von Pflegekräften zu digitalisieren. Bis heute kommen viele unserer Mitarbeiter aus dem Gesundheits­wesen und bringen ihre Perspektive bei unseren Lösungen für das Bildungs­management und die Personal­entwicklung ein.

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