Flexible Arbeitsmodelle sind im Moment immer wieder in der Diskussion. Vor allem im Vergleich zu anderen Ländern. Und das nicht erst seit in den Niederlanden das Recht auf Homeoffice eingeführt wurde. Doch wie sieht es wirklich in anderen Ländern aus? Wir haben für Sie eine kleine Übersicht zusammengestellt.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Immer wieder wird gerügt, dass das Arbeitsgesetz in Deutschland zu sehr einschränkt. Beispielsweise fordern viele, dass es Angestellten möglich sein sollte über 10 Stunden am Tag arbeiten zu dürfen. Auf der anderen Seite wird gefürchtet, dass Menschen, die derzeit schon regelmäßig Überstunden leisten müssen, durch eine Lockerung dieser Auflagen noch weiter unter Druck geraten.
Doch gerade Unternehmen, die eine Änderung der gesetzlichen Vorgaben vorschlagen, sollten ihren Angestellten auch mit Möglichkeiten entgegenkommen, flexible Arbeit umzusetzen. Arbeitszeitmodelle wie Jahres- oder gar Lebensarbeitszeitzeitkonten, Homeoffice oder ähnlichen Möglichkeiten sind noch eine Seltenheit in Deutschland.

Im Schnitt wird in Deutschland 41,5 Stunden pro Woche gearbeitet. Im Europäischen Vergleich ist das ungefähr der Durchschnitt im weltweiten Vergleich liegt man sogar darunter. Und was Urlaubstage angeht liegt man ebenso über dem Durchschnitt. Doch wie ist es in anderen Ländern?

Arbeitszeitmodelle in Großbrittanien und Italien

In Großbritannien ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit leicht gestiegen und liegt nun bei 37,6 Stunden. Eine Neuerung ist hier eine großzügigere Elternzeitregelung. Inzwischen stehen Arbeitnehmern bis zu 50 Wochen zu, die sich Mütter und Väter aufteilen können. 37 davon werden bezahlt. Zuvor hatte sich die Elternzeitregelung auf Mütterkonzentriert und Vätern standen gerademal 2 Wochen zu. Dennoch nutzten bisher nur bis zu zwei Prozent der Väter dieses Angebot.

In Italien dagegen stehen andere Sorgen an. Hier verzeichnet die Jugendarbeitslosigkeit ein Rekordhoch. Außerdem ist Italien das europäische Land mit den wenigstens Krippenplätzen und Elternzeit für Väter ist hier ebenso noch nicht wirklich angekommen.
Was die vergleichbaren Fakten angeht: Die Urlaubstage liegen bei 4 Wochen und die Arbeitszeit ist hier wie in den meisten Europäischen Ländern bei 48 Stunden gedeckelt – dies gilt jedoch fast nur für Tarifverträge. In der Realität arbeiten viele Italiener bis in den späten Abend oder an Wochenenden. Flexible Arbeitszeitmodelle werden dagegen bereits angeboten. Vor allem große Unternehmen schreiten hier voran. Gerade Homeoffice und Smart-Working-Projekte sind auf dem Vormarsch.

Was macht Skandienavien?

In einigen Unternehmen wird in Skandinavien gerade der Sechs-Stunden-Tag getestet. Gerade in Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen oder in der Kinderbetreuung soll dies dabei helfen, diese Berufe attraktiver zu machen. Bisher ist dieses Arbeitszeitmodell allerdings noch nicht sehr weit verbreitet.
Auch sonst sind die skandinavischen Länder Vorreiter, was das flexible Arbeiten angeht. Das Angebot im Homeoffice zu arbeiten ist hier schon fast eine Selbstverständlichkeit und die Frauenerwerbsquote zählt hier zu den höchsten in der EU. Zudem ist die Elternzeit länger als in vielen anderen Ländern. In Schweden beispielsweise beträgt sie 16 Monate, in denen der Staat bis zu 80 Prozent des Gehaltes übernimmt und sie gilt für Vater oder Mutter.

Keine Homeoffice-Kultur in Österreich

In Österreich dagegen gibt es keine große Kultur des Homeoffice. Hier wird dies nur von wenigen Firmen angeboten, allerdings auch nicht stark eingefordert. Gleitzeit und Zeitguthabenkonten sind dagegen sehr beliebt. Großen Wert wird in unserem Nachbarland auf die Vereinbarkeit von Familiengründung und Beruf gelegt. Bereits seit 2002 gibt es das Betreuungsgeld. 30 Monate und bis zu 6 Monate für den zweiten Partner. Über 60 Prozent der Frauen wählen jedoch ein kürzeres Modell, um leichter den Wiedereinstieg in den Beruf zu finden.
Was die Urlaubstage angeht stehen den Österreichern nicht ganz so viele zu: 25 Urlaubstage um genau zu sein. Erst ab dem 26. Abreitjahr kommt noch einer dazu. Sie gleichen das jedoch durch viele Feiertage wieder aus.

Frankreichs Arbeitszeitmodelle

In Frankreich gilt laut Gesetz die 35-Stunden-Woche. Jedoch ist diese Regelung seit langen bereits mit vielen Schlupflöchern versehen. So dürfen zum Beispiel unter „besonderen Umständen“ auch mal 60 Stunden gearbeitet werden. Im Jahresmittel muss jedoch die 35-StundenWoche eingehalten sein zum Beispiel durch Ausgleichtage. So kommen manche Arbeitnehmer zu bis zu neun Wochen Urlaub statt der Schnitt von 4 Wochen.
Teilzeitarbeit ist bei unseren Nachbarn nicht so verbreitet wie hierzulande. Da hier arbeitende Mütter zur Regel gehören und Frauen in Führungspositionen keine Seltenheit sind, kommen oft Tagesmütter zum Einsatz.

Teilzeit wie niergendwo

In den Niederlanden arbeiten dagegen so viele Menschen in Teilzeit, wie sonst nirgends in Europa. Trotzdem wird dieses Arbeitszeitmodell hier wie fast in jedem Land überwiegend von Frauen genutzt. Ihre Durchschnittliche Arbeitszeit betrug 2014 24,5 Stunden. Wenn man jedoch nur Vollzeitkräfte berücksichtigt liegt die Durchschnittszeit bei 40,9 Stunden und damit fast genau auf dem Europäischen Schnitt von 41,5 Stunden. Im Schnitt haben die Niederländer zudem 25,6 bezahlte Urlaubtage. Damit sind sie zwar im Vergleich mit den alten EU-Staaten das Schlusslicht im gesamt EU-Schnitt liegen sie jedoch sogar etwas besser.
Eine Besonderheit ist der Rechtsanspruch auf Homeoffice.

Ein Blick auf

Um noch ein Beispiel aus dem nicht europäischen Raum zu zeigen haben wir uns Japan ausgesucht: Hier gilt eine Regelarbeitszeit von 40 Stunden. Laut Statistik arbeiten aber über ein Fünftel der Arbeitskräfte mehr als 49 Stunden die Woche – und dies meist sogar mit unbezahlten Überstunden. Was den Urlaub angeht gibt es ebenso eine große Lücke zwischen Theorie und praktischer Umsetzung. Laut einer Statistik des Instituts für Arbeitspolitik standen den japanischen Arbeitnehmern 2014 durchschnittlich 18,4 Urlaubstage zu. Sie lösten jedoch nur 8,8 Tage ein.
Elternzeit gibt es hier ebenso eigentlich nur in größeren Unternehmen und vor allem Männer nutzen diese aufgrund des wirtschaftlichen Verlustes fast nie.

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Andreas Nau

Über den Autor

Andreas Nau

Andreas Nau ist einer der beiden Geschäftsführer und Mitbegründer der easySoft. GmbH. Als Vortragsredner inspiriert er Bildungsverantwortliche und berichtet in seinem Buch „WERTvoll in die Zukunft“ von seinen Erfahrungen als Unternehmer. Er ist fest davon überzeugt: Bildung ist der Schlüssel, der die Zukunft aufschließt.

Wer wir sind

1994 entstand easySoft aus der Idee, endlose Papierlisten für die Fortbildungs­planung von Pflegekräften zu digitalisieren. Bis heute kommen viele unserer Mitarbeiter aus dem Gesundheits­wesen und bringen ihre Perspektive bei unseren Lösungen für das Bildungs­management und die Personal­entwicklung ein.

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