KI im E-Learning: 4 Best Practices für den Aufbau von digitalen Lerneinheiten
4. August 2025 // gepostet in Personalentwicklung , Seminarmanagement
Künstliche Intelligenz ist aktuell in aller Munde – doch was bringt sie Ihnen ganz konkret für Ihr E-Learning? Reicht ein kurzer Prompt, um in Minuten ein fertiges Modul zu erstellen? In diesem Beitrag zeigen Ihnen die E-Learning-Experten Natascha Eirich und Martin Butz vier sofort umsetzbare Best Practices, mit denen Sie:
- modulare Lerninhalte per Prompt Engineering punktgenau für Ihre Zielgruppen erzeugen,
- Quizzes und Kurse direkt im SCORM- oder GIFT-Format exportieren und in Ihrem Learning-Management-System (LMS), wie z. B. Moodle, ausrollen,
- barrierefreie Voiceovers mit SSML und Text-to-Speech automatisiert erstellen,
- und interaktive Chatbot-Lerncoaches als persönliche Assistenten nutzen.
Alle Methoden sind ohne großes Expertenwissen und mit minimalen Kosten und Aufwand realisierbar.
1. Prompt Engineering für digitale Lerninhalte
Ein erfolgreicher KI-Workflow beginnt mit gezieltem Prompt Engineering. Nur wer den Chatbot klar und kontextspezifisch briefiert, erhält brauchbare Lerninhalte, die sich direkt weiterverarbeiten lassen. So sparen Sie nicht nur wertvolle Zeit, sondern stellen auch sicher, dass Ihre digitalen Lerneinheiten exakt auf die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe zugeschnitten sind.
Bedeutung klarer Prompts im E-Learning-Kontext
Künstliche Intelligenz ist nur so gut wie Ihre Prompts. Ein unpräziser Prompt führt zu oberflächlichen oder allgemein gehaltenen Inhalten, die anschließend aufwendig redaktionell nachbearbeitet werden müssen. In der Gesundheitsbranche, wo Fachbegriffe und Compliance-Vorgaben eine große Rolle spielen, ist es daher essenziell, den KI-Assistenten u. a. mit folgenden Informationen zu füttern:
- Zielgruppe des E-Learnings: z. B. „Pflegekräfte in einer Intensivstation“
- Format und Struktur: z. B. „Modul mit Lernzielen, einer Einführung, Hauptkapiteln und einem 5-Fragen-Quiz“
- Sprachstil und Fachlichkeit: z. B. „fachlich präzise, aber leicht verständlich für Einsteiger“
Aufbau eines effektiven Prompts für digitale Lerneinheiten
- Kontext angeben & Rolle zuweisen: „Du bist ein E-Learning-Experte für Krankenhausschulungen…“
- Ziel festlegen & Zielgruppe definieren: „…erstelle ein Modul für Pflegekräfte auf einer Intensivstation zum Thema Brandschutz…“
- Elemente und Umfang festlegen: „…mit drei Lernzielen, vier Kapiteln und einem Quiz mit fünf Multiple-Choice-Fragen…“
- Ausgabeformat bestimmen: „…liefere die Ergebnisse als Markdown-Gliederung und als SCORM-kompatible PowerPoint-Struktur.“
Mit dieser schrittweisen Briefing-Technik weiß der KI-Chatbot, welche Erwartungen Sie haben – und liefert modulare, importfertige Inhalte.
Übrigens: Tools wie ChatGPT können Sie auch ganz direkt danach fragen, welche Gliederung eines Prompts sie benötigen und welche Infos z. B. für die Erstellung eines E-Learning-Kurses nötig sind.
Beispiel für einen Prompt für das E-Learning
Den folgenden Prompt können Sie gern einmal testen und nach Ihrem Bedarf anpassen.
Du bist E-Learning- und Brandschutz-Experte. Erstelle ein E-Learning-Modul zum Thema „Brandschutz“ für Pflegekräfte in einem deutschen Krankenhaus. Das Modul soll folgende Elemente enthalten: Lernziele, Einführung, alle wichtigen Brandschutzthemen im Krankenhaus und ein Quiz am Ende mit 5 Multiple-Choice-Fragen. Die Sprache soll fachlich korrekt, aber leicht verständlich sein.
Generell gilt bei KI: Probieren Sie es einfach aus. Je häufiger Sie die Chatbots nutzen, desto besser wird Ihr Gefühl für gutes Prompting. Bleiben Sie dennoch kritisch bei den Ergebnissen und prüfen Sie diese auf inhaltliche Korrektheit.
2. E-Learning-Module mit KI im SCORM/GIFT-Format erstellen
SCORM und GIFT sind offene Standards, die den Export von Quiz- und Kursmodulen ermöglichen. Wenn Sie E-Learnings mit KI erstellen, können Sie diese direkt in diesem Formaten ausgeben. Auf diese Weise lassen sich die Ergebnisse direkt in Ihr LMS (z. B. Moodle oder Ilias) importieren und sofort nutzen.
Wenn Sie diese Option nutzen wollen, müssen Sie ChatGPT & Co in Ihrem Prompt lediglich mitteilen, in welchem Format das Ergebnis ausgegeben werden soll. Mit der Antwort erhalten Sie eine importfertige Datei, die – bei gut formuliertem Prompt – die komplette mit Bewertungslogik bei Quizfragen und passende Rückmeldungen enthält.
Auch hier gilt, wenn Sie nicht weiterkommen, fragen Sie den Chatbot einfach: „Welche Infos brauchst du, damit du mir importreif formatierte Fragen für meine Lernplattform erstellen kannst?“ Waren Sie erfolgreich, speichern Sie sich den Prompt für spätere Anfragen an.
3. Barrierefreie E-Learning-Lektionen mit KI erstellen
Digitale Lerneinheiten müssen für alle Nutzer gleichberechtigt zugänglich sein, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Mit KI-basiertem Text-zu-Sprache und SSML (Speech Synthesis Markup Language) erstellen Sie ganz einfach barrierefreie Voiceovers, ohne teure Sprecher zu benötigen.
Workflow in vier Schritten
- Stichpunkte sammeln
Sammeln Sie aus Ihren Folien oder Textskripten die Kernaussagen und Kapitelüberschriften. Auf Wunsch kann Ihnen auch diesen Schritt ein KI-Chatbot abnehmen.
- Sprechertext generieren
Generieren Sie aus den Kernaussagen einen flüssigen Sprechertext. Die Anweisung an ChatGPT kann dafür z. B. so aussehen: Erstelle aus diesen Stichpunkten einen flüssigen Sprechertext für ein E-Learning-Modul zum Thema Brandschutz. Gib das Ergebnis im SSML-Format aus, mit sinnvollen Pausen und Betonungen. - SSML importieren und Audio erzeugen
Nehmen Sie diesen Text, speichern Sie ihn im SSML-Format ab und laden Sie die Datei in einem Text-to-Speech-Tool hoch. Ein hilfreiches Tool hierfür ist z. B. elevenlabs. Bei diesem Anbieter können Sie den Sprechertext inzwischen sogar direkt im Audio-Tool generieren lassen.
Wählen Sie die gewünschte Stimme aus, erstellen daraus die Audiodatei und laden diese herunter. - Integration ins LMS
Fügen Sie die Audio-Datei direkt in Ihre Präsentation oder in ein H5P-Inhaltelement ein – H5P (HTML5 Package) ist ein Open-Source-Framework, mit dem Sie interaktive Lerninhalte wie Videos, Quizze oder Drag-and-Drop-Übungen per Browser erstellen und nahtlos in viele LMS (z. B. Moodle, ILIAS) integrieren können – und stellen Sie parallel den reinen Sprechertext als Download bereit.
Mit diesem Ansatz richten Sie barrierefreie, professionell klingende Lernmodule ein, ohne ein teures Tonstudio oder lange Nachbearbeitungszeiten zu benötigen.
KI als persönlichen Lernassistenten nutzen
Wenn Sie selbst mit neuen Aufgaben oder Lernfeldern konfrontiert sind, lassen sich ChatGPT & Co prima als persönliche Lernassistenten einsetzen. Erläutern Sie dem Chatbot den relevanten Kontext und bitten Sie ihn anschließend, gemeinsam mit Ihnen diesen neuen Lernbereich zu erschließen. Ein entsprechender Prompt kann z. B. so aussehen:
Wir sind eine Klinik mit 2.500 Mitarbeitern in Süddeutschland. Ich bin in der Personalabteilung angestellt. Bislang hatten wir keine Lernplattform. Diese wurde aber jetzt angeschafft, und ich soll mich federführend um den Bereich E-Learning kümmern. Ich kenne mich mit dem Thema ‚Weiterbildung‘ schon aus, aber da ging es Präsenzveranstaltungen.
Du bist mein Lern-Coach und hast die Aufgabe, mich anzulernen, damit ich in Zukunft die Rolle als E-Learning-Beauftragter gut ausführen kann. Du stellst mir eine Frage, ich antworte darauf. Wenn dir etwas Wichtiges in der Antwort fehlt, dann mach mich bitte darauf aufmerksam. Stell mir bitte dann eine neue Frage.
Sagen Sie Ihre Meinung