Wer seine Ausbildung digitalisieren will, setzt oft auf Tablets im (Berufsschul-)Unterricht. Aber bringen die digitalen Geräte überhaupt echte Vorteile? Und worauf gilt es bei der Einführung zu achten?

Peter C. Klein führte Tablets für das Malteser Bildungszentrum Rettungsdienst in Wetzlar und an fünf weiteren Schulstandorten ein. Er weiß, worauf es bei der Auswahl des Geräteherstellers ankommt, welche Vorteile sich im Schulalltag ergeben und wie lange es dauert, bis der erste Azubi seinen Code vergessen hat.

Sein Fazit: Wer iPads in der Ausbildung einführen will, sollte auf eine gute Planung, transparente Kommunikation und klare Regeln setzen. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt dieser Erfahrungsbericht.

Welchen Tablet-Hersteller bei der Ausbildung nutzen?

Am Anfang stand die grundlegende Frage: Apple, Android oder ein anderes System?
Peter C. Klein und sein Team analysierten zunächst die am Markt verfügbaren Geräte und legten dabei nicht nur technische Kriterien an:

„Wir haben geschaut, welche Hersteller es gibt und welche Werte wir als Malteser vertreten. Also wo sagen wir: Nein, das ist ein Hersteller, der hat bestimmte Herangehensweisen, Umgang mit Mitarbeitenden etc., den wollen wir bei uns nicht nutzen.“

Argumente für iPads in der Ausbildung

Letztlich fiel die Wahl des Malteser Bildungszentrums Rettungsdienst auf iPads. Ausschlaggebend waren vor allem die folgenden Argumente:

  • Hohe Akzeptanz bei Lehrkräften und Lernenden
  • Hohe Supportqualität und persönliche Ansprechpartner
  • Passende Förderprogramme und Rabatte für den Bildungsbereich
  • Integration in die vorhandene IT-Struktur der Malteser

Ein weiterer Erfolgsfaktor war der direkte Draht zu einem lokalen Apple Store:

„Die Apple-Kollegen vor Ort haben alle Kontakte ins Unternehmen rein. Wenn ich morgens um 9 Uhr eine Frage stelle, habe ich am Nachmittag den richtigen Ansprechpartner. Das war ein ganz großer Aha-Effekt für mich“, berichtet Peter C. Klein.

Neben dem Preis spielten auch langfristige Fördermöglichkeiten eine Rolle. Je nach Bundesland gibt es Programme, die nicht nur Tablets, sondern auch zusätzliche Technik wie digitale Tafeln bezuschussen.

Gesamtheitliche Entscheidung wichtig

Die finale Entscheidung muss aber jede Einrichtung für sich selbst treffen: Welches Tablet und welcher Hersteller soll es werden? Diese Wahl hängt oft auch an unternehmensweiten Richtlinien. Bei den Maltesern etwa gibt es eine zentrale IT-Strategie, die zwingend eingebunden werden musste. „Auch wir können nicht einfach entscheiden, dass wir das jetzt mal für die Schülerinnen und Schüler einführen. Da ist Abstimmung gefragt“, erklärt der Verwaltungsleiter.

Inzwischen nutzen auch andere Bereiche Apple-Produkte und Tablets und suchen aktiv den Austausch mit dem Bildungszentrum, um Synergien zu nutzen – selbst wenn es nicht um den Schulbetrieb geht.


Portrait von Peter C. Klein, Verwaltungsleiter am Malteser Bildungszentrum Rettungsdienst

Peter C. Klein ist Verwaltungsleiter am Malteser Bildungszentrum Rettungsdienst. Er führte iPads für die Notfallsanitäterausbildung in Wetzlar und an sechs weiteren Schulstandorten ein.

Sie haben Fragen an ihn? Dann vernetzen Sie sich gern mit Peter C. Klein auf LinkedIn.


Technische und organisatorische Grundlagen für den Einsatz von iPads in der Ausbildung

Verwaltung der Geräte

Peter C. Klein berichtet, dass aktuell rund 600 iPads im Einsatz sind. Jedes Jahr kommen etwa 200 neue Geräte hinzu, die zentral über ein Mobile-Device-Management-System verwaltet werden. Schon vor der Einführung wurden klare Grundsatzentscheidungen getroffen: Es gibt einen internen statt eines öffentlichen App-Stores. Bestimmte Apps – wie etwa Netflix – sind bewusst nicht freigegeben. „Das ist primär ein Arbeitsgerät und so hätten wir es gerne auch verstanden“, betont Klein.

Welche Regeln gelten beim Datenschutz?

Insbesondere in Zusammenarbeit mit Apple – einem Anbieter außerhalb der EU – spielte das Thema Datenschutz eine wichtige Rolle. Von Anfang an war daher Datensparsamkeit gefragt: Welche Daten der Schüler werden zwingend benötigt und welche sind eher nice to have? Das Malteser Bildungszentrum entschied sich bewusst dafür, nur wirklich relevante persönliche Angaben zu verwenden, um möglichst wenig sensible Infos weiterzugeben und zu erfassen.

Ein wichtiges Thema war von Anfang an die Transparenz: „Was sehen wir in der Verwaltungsumgebung der iPads? Sehen wir, welche Bilder die Schülerinnen und Schüler gespeichert oder welche Webseiten sie besucht haben?“

Um Vertrauen zu schaffen, wurden diese Punkte offen angesprochen und teilweise live im Administrationsbereich gezeigt.

Rechtliche Grundlagen: Überlassungsvertrag für die Tablets

Die Nutzung ist in einem Überlassungsvertrag geregelt, den alle Lernenden zu Beginn unterschreiben. Darin sind unter anderem Datenschutzaspekte, verbotene Inhalte, der Umgang mit dem Gerät, die Rückgabe sowie die Optionen zur Übernahme nach Ausbildungsende festgehalten. Das Gerät wird mit Seriennummer eindeutig zugeordnet, und auch der Ablauf bei Verlust oder Ausbildungsabbruch ist klar beschrieben.

Herausforderungen beim Tablet-Einsatz in der Ausbildung und wie sie gelöst wurden

Peter C. Klein beschreibt die Einführung der Tablets als laufenden Lernprozess für alle Beteiligten. Dabei gab es wiederkehrende Stolpersteine, aber auch pragmatische Lösungen.

Sichere Testumgebung schaffen

Bereits kurz nach der Geräteausgabe schlug der erste Schüler auf:  er konnte sich an den selbst vergebenen Zugangscode nicht mehr erinnern – nach weniger als einer Minute. Für Peter C. Klein war das ein Anlass, allen zu zeigen, wie wichtig sichere und zugleich merkbare Codes sind und wie man Daten so speichert, dass sie auch bei einem Reset nicht verloren gehen. Ein Tipp für die Praxis: Unbedingt eine Testumgebung schaffen, in der man vorab genau diese Dinge ausprobieren kann.

Bewusst für Akzeptanz bei Skeptikern werben

Manche Lernende waren zunächst skeptisch, vor allem, wenn sie privat andere Systeme nutzten. Durch klare Kommunikation, praktische Anwendungsbeispiele und das Aufzeigen von Vorteilen im Unterricht gelang es dem Team des Malteser Bildungszentrums jedoch, viele Skeptiker zu überzeugen.

Besonders einprägsam ist für Peter C. Klein die Anekdote einer Schülerin. Sie schaffte es über drei Jahre hinweg, ihr iPad ausschließlich in der Original-Plastikfolie zu nutzen – ein anschauliches Beispiel für „Berührungsängste“.

Ausbildungsende: So geht es mit den iPads weiter

Was passiert mit den iPads, wenn die Ausbildung endet? Dafür gibt es im Malteser Bildungszentrum Rettungsdienst klare Regeln. Grundsätzlich können Absolventen ihr Gerät übernehmen – unabhängig davon, ob sie die Abschlussprüfung bestehen oder nicht. Einzige Ausnahme: Bei vorzeitigem Ausbildungsabbruch entfällt diese Möglichkeit.

„Beende ich die Ausbildung, kann ich das Gerät übernehmen – egal, ob erfolgreich oder nicht erfolgreich abgeschlossen. Das wäre sonst unfair, da einen Unterschied zu machen“, erklärt Peter C. Klein das Vorgehen.

Der Übernahmepreis ist so kalkuliert, dass er steuerneutral bleibt und keinen geldwerten Vorteil darstellt. Wer das iPad nicht behalten möchte, dessen Gerät wird in der internen Infrastruktur weitergenutzt – etwa für digitale EKG-Simulatoren oder andere Schulungszwecke. Nur wenn kein Bedarf mehr besteht, werden Geräte verkauft.

Peter betont die Bedeutung eines gut organisierten Offboarding-Prozesses: Schon vor dem Examen wird abgefragt, ob eine Übernahme gewünscht ist. Die Lernenden erhalten klare Anweisungen, wie sie ihre Daten rechtzeitig sichern können, damit keine Aufzeichnungen aus drei Jahren Ausbildung verloren gehen.

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Jonathan Frech

Über den Autor

Jonathan Frech

Jonathan Frech schreibt für easySoft zu wissenswerten Neuigkeiten und Informationen aus dem Gesundheitswesen.

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1994 entstand easySoft aus der Idee, endlose Papierlisten für die Fortbildungs­planung von Pflegekräften zu digitalisieren. Bis heute kommen viele unserer Mitarbeiter aus dem Gesundheits­wesen und bringen ihre Perspektive bei unseren Lösungen für das Bildungs­management und die Personal­entwicklung ein.

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